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Hydrokultur – ideal als Alternative zur Aufzucht im Erdboden

Auch ohne Erde gedeihen zahlreiche Pflanzen sehr gut, wenn sie mit einem speziellen, wasserspeicherndem Substrat versorgt werden.

Pflanzen in Hydrokultur aufzuziehen hat dem Anbau in natürlicher Erde gegenüber einige Vorteile. Hier kommen Sand, Basalt, Kies oder ein anderes anorganisches Substrat zum Einsatz. Auch Blähton eignet sich hervorragend als Substrat für diese Art der Pflanzenhaltung. Die Substrate können sogar gereinigt und wiederverwendet werden. Wichtig ist, dass das jeweilige Substrat Feuchtigkeit aufnehmen und bei Bedarf wieder an die Pflanzen abgeben kann. Dadurch entfällt auch das so gefürchtete Problem der Staunässe. Zudem sind die Wurzeln der Pflanzen, die so gehalten werden, besonders wasserverträglich. Diese Art des Pflanzenanbaus erhöht die Luftfeuchtigkeit und verbessert somit das Raumklima, was besonders im Winter bei oft trockener Heizungsluft als angenehm empfunden wird. Kein Wunder also, dass Hydrokultur immer beliebter wird.

Die Umstellung der Pflanzen auf Hydrokultur

In Erde aufgewachsene Pflanzen, die in Hydrokultur weiterwachsen sollen, müssen sich ein wenig umgewöhnen. Denn diese müssen erst einmal entsprechende Wurzeln entwickeln, damit die neue Art der Versorgung auch ausreichend funktioniert. Besonders wichtig beim Umtopfen der Pflanzen ist das Entfernen jeglicher Erdreste an den Wurzeln, denn diese könnten zu Fäulnisbildung führen. Es empfiehlt sich, die Wurzeln vorsichtig mit lauwarmem Wasser zu waschen, bis keine Erde mehr an ihnen haftet. Nun kommt eine Schicht des Substrates in einen sauberen Topf, die Pflanze wird hineingesetzt und dann der Platz um die Wurzeln herum mit dem Substrat aufgefüllt. Beim Bedecken der Wurzeln mit dem Substrat muss äußerst behutsam vorgegangen werden. Durch zartes Klopfen und Schütteln wird das Substrat nun noch einmal gleichmäßiger verteilt.

Pflanzen, die vorher in Erde aufwuchsen, benötigen am Anfang weniger Wasser, denn sie müssen erst entsprechende Wurzeln ausbilden, um dieses gut aufnehmen zu können. Damit die Wasserversorgung bei Hydrokultur-Pflanzen auch weder durch ein Zuviel noch durch ein Zuwenig gefährdet ist, kann ein Wasserstandsanzeiger angebracht werden, der anzeigt, ob noch ausreichend Wasser vorhanden ist. Bei Pflanzen, die sich von Erde auf Substratversorgung umstellen müssen, dauert es einige Zeit, bis sich ein entsprechendes Wurzelwerk ausgebildet hat. Gerade hier sollte auf die individuell angepasste Wasser- und Nährstoffversorgung geachtet werden. Anfangs kann es daher zu Mangelerscheinungen kommen, doch meistens erholen sich die Pflanzen dann nach einiger Zeit und das Durchhaltevermögen von Pflanze und Gärtner wird später mit einem umso schöneren Wuchs belohnt.

Haben sich erst die Pflanzen an ihr neues Zuhause gewöhnt, muss der Wasserstand nicht mehr so häufig kontrolliert werden. Es genügt, zweimal wöchentlich zu überprüfen, ob erneut Wasser aufgefüllt werden muss. Da bei dieser Kultur weder Kompost noch ein anderes organisches Material zum Einsatz kommt, sind die Pflanzen auf regelmäßiges Düngen angewiesen. Hierfür gibt es spezielle Hydrokultur-Dünger, denn ein herkömmlicher Dünger eignet sich nicht für diese völlig andere Art der Kultur. Ähnlich wie bei anderen Düngern jedoch auch, gibt es verschiedene Möglichkeiten des Düngens. So kommen beispielsweise fertige Nährlösungen in Frage, welche die benötigten Nährstoffe bereits in gelöster Form enthalten. Daneben gibt es wasserlösliche Tabletten, die erst noch in Wasser gelöst werden müssen. Auch Langzeitdünger kann in Frage kommen.

Für welche Pflanzen sich die Hydrokultur besonders eignet

Im Grunde genommen können alle Zimmerpflanzen, die sonst in Erde wachsen, auch gut als Hydrokultur-Pflanzen gedeihen. Mit einem guten Blähton oder Tongranulat, einer angepassten Bewässerung und Düngung können sich nach einiger Zeit auch alle Zimmerpflanzen mit ausreichend Wasser und Nährstoffen versorgen. Pflanzen benötigen im Grunde nur Licht, Wärme, Wasser und Nährstoffe. Sofern sie also ausreichend Licht und Wärme bekommen und mit Feuchtigkeit und Nährstoffen versorgt werden, wachsen Pflanzen fast auf jedem Untergrund. Die Orchidee gilt oft als typische Hydrokultur-Pflanze, allerdings benötigt sie ein spezielles, eher grobes Substrat, damit genügend Licht und Luft an ihre empfindlichen Wurzeln gelangt. Außerdem darf sie nur wenig gegossen werden.

Auch Palmen und Sukkulenten gedeihen prächtig auf diese Weise. Selbst Kletterpflanzen und Blühpflanzen können vom Anbau in Hydrokultur profitieren. Wer hätte gedacht, dass das kleine Usambaraveilchen oder auch Begonien in wasserspeicherndem Substrat mindestens genauso schön blühen wie in herkömmlicher Blumenerde?
Wenn sie nicht zu viel Wasser bekommen und in grobkörnigem Substrat stehen, fühlen sich sogar Kakteen wohl. Der beliebte Drachenbaum freut sich ebenso über ein geeignetes Substrat in der Hydrokultur. Was aber noch überraschender sein dürfte:
Auch etliche Gemüsepflanzen können in Hydrokultur gezogen werden. Denn auch Tomaten und Paprika benötigen nicht unbedingt Erde, um leckere Früchte hervorzubringen. Mit der Hydrokultur sind die durstigen Tomaten und andere Gemüsepflanzen sogar während des Urlaubs gut versorgt.

Ganzjährig Gemüse anbauen – davon träumen viele Menschen. Doch dies ist bei wärmeliebenden Pflanzen wie Tomaten und Paprika nur dort möglich, wo es keinen frostigen Winter gibt. In ihren Ursprungsländern sind viele Pflanzen mehrjährig, die anderswo eigentlich als einjährig gelten. Hydrokultur dagegen bietet auch in Ländern mit kälterem Klima die Möglichkeit, sogar in Innenräumen ganzjährig Paprika, Tomaten, aber auch Salate und Erdbeeren zu ziehen. Diese Art, beispielsweise mit Hilfe von Hydrokultur, Gemüse in Innenräumen anzubauen, wird auch als „Indoorgardening“ bezeichnet und könnte sogar die Ernährung der Zukunft nachhaltig beeinflussen. Hydrokultur funktioniert zum Teil auch ganz ohne Substrat, sodass hier dem Forscherdrang und der Fantasie eines Indoor-Gärtners keine Grenzen gesetzt sind.

Hydrokultur geht auch mal ganz anders

Pflanzen in Hydrokultur anzubauen gilt als enorm arbeitserleichternd und platzsparend. Denn ähnlich wie beim senkrechten Gärtnern im Garten und auf dem Balkon, kann die saubere Hydrokultur auch in Innenräumen zur Begrünung ganzer Wände genutzt werden. Der Wasserstandsanzeiger zeigt an, wann es Zeit ist, zu gießen und spezielle Lampen sorgen für ausreichend Licht, damit sich die Pflanzen wohl fühlen. Noch pflegeleichter wird das Ganze natürlich mit einem automatischen Bewässerungssystem und auch die Düngung kann im Bedarfsfall automatisch erfolgen. Für die Hydrokultur zur Wandbegrünung eignen sich besonders Farne und Ziergräser, Efeu oder auch Philodendron. Eine grüne Wand mit in Hydrokultur wachsenden Pflanzen reichert die Zimmerluft mit Sauerstoff und Feuchtigkeit an und kann sogar in der Luft befindlichen Feinstaub herausfiltern.

Dass sogar Kräuter sich in Hydrokultur ziehen lassen, beweisen Basilikum, Oregano und andere würzige Kandidaten. Sie benötigen oft nicht einmal ein Substrat, sondern gedeihen in Wasser ebenso gut. Allerdings muss das Wasser dann regelmäßig gewechselt werden, damit es nicht zur Schimmelbildung kommt. Besser ist es, Stecklinge in Wasser Wurzeln bilden zu lassen und diese dann in Töpfe mit einem für die Hydrokultur geeignetem Substrat zu pflanzen. Zitronenmelisse, Thymian und auch Petersilie fühlen sich in einem solchen Substrat genauso wohl wie in Erde.
Wer also keine Zeit zum regelmäßigen Gießen hat, weiß seine Hydrokultur-Pflanzen mit einer automatischen Bewässerung jederzeit bestens versorgt.

Auch für die Aussaat von Samen eignen sich die unterschiedlichen Substrate, die in der Hydrokultur zum Einsatz kommen. Allerdings kommt für die Aussaat nur besonders feines Material in Frage. So fallen die Samen nicht zwischen die einzelnen Substratkörnchen. Zudem wird zwischen Licht- und Dunkelkeimer unterschieden und der Samen entsprechend weniger oder mehr mit dem Substrat bedeckt. Nach der Aussaat gelten die gleichen Bedingungen wie bei der Aussaat in Erde. Die Samen müssen feucht gehalten werden, bis sie keimen. Haben die Pflänzchen neben den Keimblättern auch einige zusätzliche Blätter gebildet, können sie in einen Topf mit Blähton oder einem anderen, gröberem Substrat gesetzt werden. In manchen Dingen unterscheidet sich die Hydrokultur also doch nicht so ganz von der Aufzucht in Erde.

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